Sonntag, 1. Mai 2022
Als wir aufstehen, geht es mir schon wieder besser. Die Schmerzen in den Knien und im Oberschenkel sind weniger geworden und mein Kreislauf ist auch wieder stabil.
Nach einem stärkenden Frühstück geht es direkt am Hotel los. Die Holzbrücke – das Wahrzeichen von Forbach (305m) – befindet sich unmittelbar neben dem Hotel.
Ich verabschiede mich von Clemens. Wir sehen uns aber schon am Mittwoch wieder.
Erst einmal geht es quer durch den Ort und auf der anderen Seite eine Anwohnerstraße wieder hoch.
Auf Asphalt laufen macht so gar keinen Spaß. Aber Pflastersteine sind noch viel schlimmer. Bald endet der gepflasterte Weg zum Glück und es geht ein sehr steiles Stück bis zur Marienkapelle hinauf. Hier am Ortsrand geht es auf einem Schotterweg weiter in den Wald hinein.
Nun geht es noch steiler bergauf. Aber der Weg ist schön. Ein toller und schmaler Waldweg mit viel Wurzelwerk und Steinen. Solche Wege wandere ich am Liebsten. Das macht richtig Spaß. Auf diesem Serpentinenweg gewinne ich auch rasch an Höhe.
Kurze Zeit später erreiche ich die Wegscheid-Hütte auf 745m. Eine nette kleine Hütte mit neu angelegtem Rastplatz mit mehreren Tischen und Bänken. Die Hütte ist zwar klein, aber man kann in ihr auch übernachten. Über eine Leiter gelangt man in das „Dachgeschoß“.
Ich komme wieder auf einen Schotterweg, der mich ‐vorbei an einigen Brunnen und kleinen Bächen‐ an die Schwarzenbachtalsperre (675m) bringt.
Da heute der erste Mai ist und somit traditionell viele Wanderer unterwegs sind, bin ich heute auf den Wegen nicht ganz so einsam – obwohl das Wetter etwas besser sein könnte. Trotzdem kann man diese tiefe Stille im Wald genießen. Das ist einfach unbeschreiblich.
Es geht ein Stück am „Seebach“ entlang. Es blubbert, rauscht und plätschert neben mir. Der Seebach schlängelt sich bergab Richtung Schwarzenbachtalsperre. Das heißt für mich, es geht mal wieder bergauf.
Der Westweg zweigt vom Seebach ab. Es geht einen sehr steilen und mit großen Geröllsteinen aufgefüllten Weg hinauf Richtung Zweiseenblick. Leider geht der Westweg nicht direkt am Herrenwiesersee vorbei. Aber vom Aussichtspunkt Zweiseenblick aus kann man ihn erahnen.
Es geht weiter den Berg hinauf. Ich gelange recht schnell zum „Bussemer Gedenkstein“(1001m). Juchu! Somit habe ich gerade eben das erste Mal die 1000-Meter-Marke geknackt. Doch wem oder was gedenken wir da? Phillip Bussemer war einer der beiden „Väter des Westwegs“. Zusammen mit Julius Kaufmann erkundete und markierte er bereits im Jahr 1900 den Höhenweg (Westweg) von Pforzheim nach Basel.
Die Landschaft wird karg. So kenne ich den Schwarzwald bisher nicht. Es geht auf einer recht ebenen und geraden Strecke Richtung Badener Höhe (1002m).
Auf der Badener Höhe mache ich erst einmal Vesperpause. Hier ist dann doch ziemlich viel los und ich setze mich abseits auf ein Bänkchen und schaue dem stetigen Kommen und Gehen zu.
Die Badener Höhe ist der Höchste Punkt von Baden-Baden. Der dort 1891 erbaute Friedrichsturm wurde nach dem Großherzog Friedrich I. von Baden ernannt.
Den Turm besteige ich auch heute nicht. Es ist etwas diesig, trotzdem steigen viele Leute die enge Treppe hoch. Aber meine Knie sind nicht ganz so begeistert von der Idee. Das passt ja… ich bin eh nicht so der Fan von hohen Türmen. 🤭
Nach meiner Vesperpause führt mich der Weg wieder etwas bergab und ich komme zum Naturfreundehaus Badener Höhe (875m).
Da ich gut in der Zeit liege und ich gerade sowieso Lust auf einen Kaffee habe, kehre ich im Naturfreundehaus ein. Außer mir sind nur sehr wenige andere Gäste dort und so kann ich mich in Ruhe umsehen.
Nach der kurzen Kaffeepause geht es weiter zu den wenigen Häusern von dem Örtchen Sand (826m). Von dort aus geht es parallel zur viel befahrenen Schwarzwaldhochstrasse auf einem Forstweg weiter.
Heute sind unwahrscheinlich viele Motorradfahrer auf der Schwarzwaldhochstrasse unterwegs. Ich bin schon nach den ersten paar Motorrädern so genervt, dass ich anfange zu schimpfen wie ein Rohrspatz. Normalerweise stören mich die Zweiräder nicht so sehr. Habe ich doch selber erst vor wenigen Tagen meinen Zusatzschein zum Führerschein gemacht. Doch heute ist das laute Röhren der Maschinen ein allzu krasser Gegensatz zu der tiefen Stille im Wald von heute Morgen.
Nun geht es wieder steil berghoch auf den Hochkopf (1039m) und ich laufe zum Glück nicht allzu lange an der Schwarzwaldhochstrasse entlang.
Durch das Hochmoor des Hochkopfs führt ein mit flachen Steinen ausgelegter schmaler Pfad. Solche Grindenflächen kannte ich bisher nicht. Ich bin fasziniert von der Landschaft, die sich von meinem bisherigen Bild des Schwarzwaldes so sehr unterscheidet.
Dort oben im Hochmoor habe ich auch eine herrliche Sicht auf meine morgige Aufgabe: die Hornisgrinde (1164m).
Nun ist es nicht mehr weit bis zu meinem Etappenziel. Ich erreiche Unterstmatt (927m). Mein Zimmer im Gasthof „Zur großen Tanne“ ist sehr schön. Das Abendessen deftig und genau das, was ich nach meiner heutigen Wanderung gebrauchen kann.
Als ich die Gaststube betrete, lächeln mir zwei bereits bekannte Gesichter entgegen. „Kräusellocke“ und „Orangenes T-Shirt“ sitzen am Nachbartisch und lassen es sich auch schmecken. Die beiden sind mir heute auf der Strecke gar nicht begegnet. Sie müssen also die ganze Zeit vor mir gelaufen sein.
Ein kurzer Abendspaziergang um die wenigen Häuser herum wird mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt.
Nachdem ich ja nun seit ein paar Tagen jeden Tag auch „Waschtag“ habe, widme ich mich nach dem Essen meiner täglichen Aufgabe. Gar nicht so einfach. Das Waschbecken hier ist sehr klein und hat keinen Stöpsel. Trotzdem gelingt es mir irgendwie.
So… Zeit sich auszuruhen.